Montag, 4. Februar 2019

Wie alles begann… Expansion?

Teil 21 - Fix und fertig!
"Heftles-Macher", wie mein Schwiegervater es einmal nannte, das war genau mein Ding. Und wäre es vielleicht immer noch, wenn man davon leben könnte. Der Mensch braucht eine Aufgabe. Die Begeisterung und Resonanz der Leserschaft in den Anfangstagen schaukelte mich in eine gewisse Euphorie hinein. Ich träumte von Expansion. Ein "Nuff" für Kauka-Sammler schwebte mir vor. Da gab es allein durch die Dupuis-Lizenzen genügend wahnwitzigen Stoff. Da war Blueberry, der nur in Holland in Fix & Foxi erschien, da sich der Ehapa Verlag die Rechte für den deutschen Markt gesichert hatte.

Das Asterix-Drama mit "Siggi & Babarras" wäre auch ein genialer Aufmacher gewesen. Und Spirou, der in Holland gleichzeitig als Robbedoes und "Pit & Pikkolo" erschien, weil das Spirou-Magazin im flämischen Teil von Belgien als Original und bei Kauka als Lizenzprodukt lief. Oder Peyos Schlümpfe, von denen Peter Wiechmann behauptete, er hätte den Namen erfunden. Was nachweislich aber nicht stimmt, da die blauen Wichtel bereits zuvor im Fernsehen als "Schlumpfe" ausgestrahlt wurden. Der Singular war identisch.


Auch die Verbindung Kauka/Wiechmann-Zack hätte man beleuchten können. Andrax in den USA, die Konkurrenz bei Lucky Luke mit den FF-Alben und den frühen Geschichten und als Zack Album mit weit neueren. Und warum hieß Jolly Jumper bei Kauka eigentlich "Rosa" und war eine Stute? Gaston als Jo-Jo, die Todos-Alben von "Schnieff & Schnuff", einer Tochtergesellschaft des Axel Springer Verlags, also wieder die Connection zu Zack und Koralle. Die Konkurrenz durch MV Comix bei Ehapa oder wie Kaukas "7 Schnuckel" zu Condor kamen…

Alles hochinteressantes Zeugs für unendlich viel Schreib- und Lesestoff. Die Füchse Fix & Foxi und den ganzen Kauka-Merchandise Kram hätte man natürlich nicht außen vorlassen dürfen. Vom Sparkassen-Magazin Knax bis zum Yps-Heft hatten Kauka und seine Mannschaft ihre Spuren in der deutschen Comic-Landschaft hinterlassen.

Urheberrechtsmäßig wäre der Grat zwischen Aufstieg und Fall bis etwa zum Erdmittelpunkt noch viel, viel schmaler gewesen. Michael Semrad, damaliger Chef der Kaukapromedia, der im Namen von Alexandra Kauka die Lizenzrechte der Kauka-Figuren vertrat und wo er konnte einklagte oder abmahnte, war der Pitbull, wenn es um Lupo, Fix & Foxi und Co. ging. Er war auch Mitgrund, warum das Comicguide-Forum entstand und sich die Leute von Bernd Glasstetters Comic-Forum abspalteten. Glasstetter betreute nämlich auch die Kauka-Promedia-Internetseiten und ließ fortan keine Urheberrechtsverstöße zu. Seitenabbildungen aus Kauka-Heften? Fehlanzeige.

Vieles landete daher im Archiv des Forums, war nicht mehr zugänglich oder gelöscht. Verständlich, dass die FF-Fans sauer reagierten. Recherche, Zeichnervergleiche und damit viele Arbeitsstunden, waren dahin.

Mein persönlicher Fall brachte mich richtig ins Schwitzen. Der Knast schien noch näher als beim Panini-Besuch. Nachdem ich mit den beiden Asterix-Stories aus Großbritannien durch war, man stelle sich 84 knapp zeitungsformatige Hefte mit je einer Einzelseite des kleinen Galliers bzw. Briten vor, ging ich mein angesammeltes Asterix-Material durch. Zwei Kontakte hatten fast alle Siggi & Babarras-Seiten aus den Lupo-Heften digitalisiert. Nicht unbedingt optimal verarbeitet, aber durchaus druckfähig.



Mit einem Bekannten vereinbarte ich, dass er die Daten von mir bekommt, wenn ich dafür die Farbausdrucke per Laserprinter von ihm bekäme. Gesagt, getan. Nach Art der Asterix-Alben erstellte ich Vorsatzblätter für "Siggi und die Goldene Sichel", "Siggi und die Ostgoten" und "Kampf um Rom". Die losen Seiten packte ich in stabile Schnellhefter und konnte alle drei Abenteuer lesen wie ein reguläres Album.

Beim Ausmisten meiner Räumlichkeiten einige Zeit später, fielen mir die Dinger wieder in die Hand. Da ich mich aber auf Marvel konzentrieren wollte, was bereits genügend Platz einnahm, stellte ich die drei Schnellhefter samt Inhalt einzeln bei Ebay ein. Im Angebot als "Asterix aus Lupo Modern" gekennzeichnet. Eins der beiden Teile ging per Sofort-Kauf weg, die anderen blieben stehen.
Gekauft hatte sie eine Frau, deren Vornamen ich heute nicht mehr weiß. Versandadresse: Michael Semrad,… Auweia! Hatte der Kauka-Pitbull doch einen Ebay-Account auf den Namen seiner Mutter angemeldet. Schwitzend kontaktierte ich ihn. Der Knackpunkt war das "Lupo" im Angebotstitel und in der Beschreibung. Um es kurz zu machen. Ich stoppte die beiden anderen Auktionen, schickte ihm alle drei Schnellhefter ohne Bezahlung versandkostenfrei zu und er bedankte sich dafür.



Puh! Nochmal Schwein gehabt, dachte ich. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und tauchte wieder ein in die unendlichen Weiten der Marvel Comics. Das war mir sicherer.

Teil 22
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Wie alles begann… Caught in the act

Teil 20 - Ärger mit den Comic-Seiten
Zur Auflockerung des Nuff-Magazins fand ich Comic-Teile unerlässlich. Neben ganzseitigen Abbildungen wollte ich unbedingt Fehlstellen und seltenes Material abbilden. Mit Marlies Gerson als Kooperationspartnerin war fast alles möglich. Beschränkten sich die Bilder aus Das sagte Nuff! Nr. 1-3 auf Material, das ich entweder entfärbt oder einfarbig 1:1 digital "nachgebaut" hatte, wie z.B. die Eröffnungsseite aus Spinne Nr. 1 oder den Silver Surfer aus Thor Nr. 1, konnte ich spätestens ab Nuff Nr. 4 noch einen draufsetzen.

In Das sagte Nuff! Nr. 6 gab es zunächst das Mittelseiten-Poster mit Peter Parker von John Romita sr. gezeichnet. In Nr. 7 folgten die fehlenden Seiten der Iron Man/Sub-Mariner Story. Die achte Ausgabe präsentierte die übersetzten Spider-Man Probestrips, sowie zwei Seiten, die Williams in Frankenstein Nr. 7 und 8 ausgelassen hatte.

Dafür zerlegte ich meinen US-Marvel Essential Band, scannte die betreffenden Seiten ein und setzte das Lettering von Clemens Raschke aus einzelnen Buchstaben zusammen. Es sollte ja stimmig aussehen. Die Leserschaft könnte die Seiten fotokopieren, zurechtschneiden und die Frankenstein-Hefte mit diesen Einlegern vervollständigen.


Mit der Nr. 8 von Das sagte Nuff! fand auch ein kleiner Umbruch statt. Ich hatte nicht mehr genügend vorproduziertes themenspezifisches Material, um die 48 Seiten termingerecht füllen zu können. So kam es, dass ich das FV-Abenteuer aus Hit Comics Nr. 4, welches bei Williams zwischen Die Fantastischen Vier Nr. 40 und 41 fehlte, in meiner Nr. 8 und 9 in zwei Teilen abdrucken wollte. Immerhin war das Material schwer aufzutreiben und auf dem Sammlermarkt teuer.

Diese Seiten hatte ich bereits bearbeitet, als ich am FV-Artikel für Martin Jurgeit schrieb. Damals konnte mein verwendetes Computerprogramm keine Drehungen bei einfarbigen Scans vollführen. Deshalb sind die angeglichenen Panelränder teilweise unterschiedlich stark. Das fällt allerdings nur auf, wenn man es weiß (oder, wie jetzt hier, darauf hingewiesen wird). Es hätte also noch perfekter sein können.

Leider machte ein Posting eines begeisterten Lesers im Panini-Forum eine Fortsetzung unmöglich. Absichtlich hatte ich diesmal kein Belegexemplar nach Stuttgart geschickt. Doch das Ausposaunen, wie großartig und genial die zehn super-seltenen Comic-Seiten wären, konnte der deutsche Lizenznehmer so nicht stehen lassen. Panini Verlags-Produktmanager Thorsten Kleinheinz schickte mir ein entsprechendes Schreiben, das ich allerdings nicht aufbewahrt habe. Vielleicht war es auch eine Privatnachricht über das Verlagsforum.


Jedenfalls musste ich dadurch umschwenken. Da Carlsen eine Zeitlang die Lizenzrechte für Gaston nicht verlängerte, gab es mit Franquins Kultfigur keine Probleme wegen des Einseiters auf der Rückseite des Magazins. Auch hier baute ich den Text digital aus diversen Gaston-Alben, die Karin Qulitzsch gelettert hatte, zusammen. Das U-Comix Original war einfach zu Underground. Allerdings machte sich die Autokorrektur selbständig und als ich "Keine Macht den Drogen!" in den dazugehörigen Artikel schrieb, das "m" klein. Was leider beim Korrekturlesen nicht auffiel.

Das Ergebnis kann sich auf alle Fälle sehen lassen, finde ich. Insgesamt ist Das sagte Nuff! Nr. 8 eine runde Sache geworden. Denn auch Daniel Gramsch hat bei der Kolorierung des Frankenstein-Titelbilds ganze Arbeit geleistet.

Das Cover der geplanten Nr. 9 mit Thor ersetzte ich durch Spider-Man in der Falle, umringt von der Polizei von Amazing Spider-Man #70, um die Situation zu verdeutlichen. Hierfür war die Retusche nicht ganz einfach. Ich entfernte den Originalschriftzug und setzte Steinchen für Steinchen der Mauer digital nach. Auch sollte die Signatur, anders als bei Panini im Spider-Man komplett Schuber vollständig zu sehen sein. Nach einer gefühlten Ewigkeit von Arbeitsstunden entschied ich mich dafür, das Signet nicht zu retuschieren, sondern es einfach einen knappen Zentimeter zu verlängern. Durch den Beschnitt fällt das kaum auf. Wer nachmisst merkt allerdings, dass im Vergleich zu den anderen Nuff-Heften etwa 5 mm mehr an rosafarbenem Streifen da sind.

Das sagte Nuff! Nr. 9 erhielt statt der FV-Fortsetzung eine andere, ganz besondere Story aus dem Haus der Ideen.

Teil 21
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Wie alles begann… Crossing all over

Teil 19 - Der Goldene Rächer
Was ich persönlich besonders hasse, sind Bildkürzungen bei Comics. Wer Bastei oder Kauka sammelt, kann davon ein Lied singen, nämlich das von "Marken Paul". Gottlob blieben die deutschen Marvels von solchen Eingriffen weitestgehend verschont. Allerdings fehlten immer wieder einzelne Bilder für Einleitungstexte oder auch ganze Seiten, wenn zu lange Stories nicht in ein Heft passten. In den ersten Jahren der Williams Marvel-Phase betraf das hauptsächlich die Fantastischen Vier, die Spinne und Prinz Namor. Frankenstein, der Dämon oder die Rächer waren eher die Ausnahme.

Besonders ungeschickt sind solche Kürzungen bei Crossovern. Der Zweiteiler mit dem Kampf zwischen Iron Man und Sub-Mariner beginnt in Tales Of Suspense #79 und endet in Tales To Astonish #82. Die vorherige (Zweit-)Story endet in Spinne Nr. 10 (Mai 1974) und setzt sich in Rächer Nr. 88 (Juni 1978) fort. Das letztgenannte Abenteuer erschien zwar auch in den Hit Comics des bsv, aber auf drei Nummern (29, 33 und 37) verteilt, um zwei Halbseiten für die Einleitungstexte gekürzt und dann noch falsch als 3. Fortsetzung einer anderen, zuvor veröffentlichten Namor-Geschichte bezeichnet. Der Abschluss entfiel, weil der bsv kurzzeitig aus dem Druckverbund ausscherte.

Übrig blieben acht von zwölf Seiten, die der Williams Verlag in Spinne Nr. 11 quetschte. Ein für den Fan nicht hinnehmbarer Zustand! Hinzu kam, dass sich Klaus Recht mit Ewald Baluch und dessen Agentur verkracht hatte und es deshalb zu einer Übergangsphase mit grauenvollem Maschinenlettering kam. Angeblich soll das bei einer Weihnachtsfeier geschehen sein und Baluch weigerte sich, die bereits fertigen Druckvorlagen herauszugeben. Dadurch wechselte der Druckort wohl auch von Intergrafica Italien nach Deutschland.

Die Mehrkosten versuchte man durch eine Seitenreduktion aufzufangen. Der Umschlag wurde einfach weggelassen und alles auf demselben Papier gedruckt, welches qualitativ besser war als das bisherige, vom Umschlag abgesehen.

Wie auch immer, jedenfalls keinesfalls schön. Da lag es nahe, die fehlenden Seiten zu übersetzen und die Sprechblasen mit einer ähnlichen Schrift zu füllen. Der Abdruck erfolgte in Das sagte Nuff! Nr. 7. Für die Premium-Abonnenten gab es das Ganze als komplettes 12-seitiges Einzelheft in schwarzweiß ohne separates Cover. So konnte der geneigte Leser endlich das ganze Spektakel zwischen Tales Of Suspense #79 und #80 erleben und die bislang unvollständige Handlung nachvollziehen.

Irgendwie stand dieses Crossover unter keinem guten Stern, denn Gene Colan gab den Zeichenstift nach Seite 2 an Jack Kirby weiter, da er an einer Grippe erkrankt war, wie Stan Lee im Einleitungstext erwähnt. Stan wiederum ließ Roy Thomas das Abenteuer zu Ende schreiben.












Teil 20
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