Teil 21 - Fix und fertig!
"Heftles-Macher", wie mein Schwiegervater es einmal nannte, das war genau mein Ding. Und wäre es vielleicht immer noch, wenn man davon leben könnte. Der Mensch braucht eine Aufgabe. Die Begeisterung und Resonanz der Leserschaft in den Anfangstagen schaukelte mich in eine gewisse Euphorie hinein. Ich träumte von Expansion. Ein "Nuff" für Kauka-Sammler schwebte mir vor. Da gab es allein durch die Dupuis-Lizenzen genügend wahnwitzigen Stoff. Da war Blueberry, der nur in Holland in Fix & Foxi erschien, da sich der Ehapa Verlag die Rechte für den deutschen Markt gesichert hatte.
Das Asterix-Drama mit "Siggi & Babarras" wäre auch ein genialer Aufmacher gewesen. Und Spirou, der in Holland gleichzeitig als Robbedoes und "Pit & Pikkolo" erschien, weil das Spirou-Magazin im flämischen Teil von Belgien als Original und bei Kauka als Lizenzprodukt lief. Oder Peyos Schlümpfe, von denen Peter Wiechmann behauptete, er hätte den Namen erfunden. Was nachweislich aber nicht stimmt, da die blauen Wichtel bereits zuvor im Fernsehen als "Schlumpfe" ausgestrahlt wurden. Der Singular war identisch.
Auch die Verbindung Kauka/Wiechmann-Zack hätte man beleuchten können. Andrax in den USA, die Konkurrenz bei Lucky Luke mit den FF-Alben und den frühen Geschichten und als Zack Album mit weit neueren. Und warum hieß Jolly Jumper bei Kauka eigentlich "Rosa" und war eine Stute? Gaston als Jo-Jo, die Todos-Alben von "Schnieff & Schnuff", einer Tochtergesellschaft des Axel Springer Verlags, also wieder die Connection zu Zack und Koralle. Die Konkurrenz durch MV Comix bei Ehapa oder wie Kaukas "7 Schnuckel" zu Condor kamen…
Alles hochinteressantes Zeugs für unendlich viel Schreib- und Lesestoff. Die Füchse Fix & Foxi und den ganzen Kauka-Merchandise Kram hätte man natürlich nicht außen vorlassen dürfen. Vom Sparkassen-Magazin Knax bis zum Yps-Heft hatten Kauka und seine Mannschaft ihre Spuren in der deutschen Comic-Landschaft hinterlassen.
Urheberrechtsmäßig wäre der Grat zwischen Aufstieg und Fall bis etwa zum Erdmittelpunkt noch viel, viel schmaler gewesen. Michael Semrad, damaliger Chef der Kaukapromedia, der im Namen von Alexandra Kauka die Lizenzrechte der Kauka-Figuren vertrat und wo er konnte einklagte oder abmahnte, war der Pitbull, wenn es um Lupo, Fix & Foxi und Co. ging. Er war auch Mitgrund, warum das Comicguide-Forum entstand und sich die Leute von Bernd Glasstetters Comic-Forum abspalteten. Glasstetter betreute nämlich auch die Kauka-Promedia-Internetseiten und ließ fortan keine Urheberrechtsverstöße zu. Seitenabbildungen aus Kauka-Heften? Fehlanzeige.
Vieles landete daher im Archiv des Forums, war nicht mehr zugänglich oder gelöscht. Verständlich, dass die FF-Fans sauer reagierten. Recherche, Zeichnervergleiche und damit viele Arbeitsstunden, waren dahin.
Mein persönlicher Fall brachte mich richtig ins Schwitzen. Der Knast schien noch näher als beim Panini-Besuch. Nachdem ich mit den beiden Asterix-Stories aus Großbritannien durch war, man stelle sich 84 knapp zeitungsformatige Hefte mit je einer Einzelseite des kleinen Galliers bzw. Briten vor, ging ich mein angesammeltes Asterix-Material durch. Zwei Kontakte hatten fast alle Siggi & Babarras-Seiten aus den Lupo-Heften digitalisiert. Nicht unbedingt optimal verarbeitet, aber durchaus druckfähig.
Mit einem Bekannten vereinbarte ich, dass er die Daten von mir bekommt, wenn ich dafür die Farbausdrucke per Laserprinter von ihm bekäme. Gesagt, getan. Nach Art der Asterix-Alben erstellte ich Vorsatzblätter für "Siggi und die Goldene Sichel", "Siggi und die Ostgoten" und "Kampf um Rom". Die losen Seiten packte ich in stabile Schnellhefter und konnte alle drei Abenteuer lesen wie ein reguläres Album.
Beim Ausmisten meiner Räumlichkeiten einige Zeit später, fielen mir die Dinger wieder in die Hand. Da ich mich aber auf Marvel konzentrieren wollte, was bereits genügend Platz einnahm, stellte ich die drei Schnellhefter samt Inhalt einzeln bei Ebay ein. Im Angebot als "Asterix aus Lupo Modern" gekennzeichnet. Eins der beiden Teile ging per Sofort-Kauf weg, die anderen blieben stehen.
Gekauft hatte sie eine Frau, deren Vornamen ich heute nicht mehr weiß. Versandadresse: Michael Semrad,… Auweia! Hatte der Kauka-Pitbull doch einen Ebay-Account auf den Namen seiner Mutter angemeldet. Schwitzend kontaktierte ich ihn. Der Knackpunkt war das "Lupo" im Angebotstitel und in der Beschreibung. Um es kurz zu machen. Ich stoppte die beiden anderen Auktionen, schickte ihm alle drei Schnellhefter ohne Bezahlung versandkostenfrei zu und er bedankte sich dafür.
Puh! Nochmal Schwein gehabt, dachte ich. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und tauchte wieder ein in die unendlichen Weiten der Marvel Comics. Das war mir sicherer.
Teil 22
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