Mittwoch, 30. Januar 2019

Wie alles begann… Boom oder Hype?

Teil 14 - Die Rückkehr der Klassiker
Als Vereinskassenwart und einziger Versandmitarbeiter hatte ich zwar immer noch keinen Job, aber tägliche Aufgaben. Die Post AG akzeptierte den Verein als Geschäftskunden, so dass kein Bargeld mehr floss, sondern das Porto direkt vom Vereinskonto eingezogen wurde. Einmal Karte durchgerutscht und fertig. Meinen privaten Ebay Im- und Export hatte ich einstellen müssen. Zur Marvel-Forschung und Erstellung weiterer Artikel für "Das sagte Nuff!" waren Rezensionsexemplare von Marvel Deutschland bzw. Panini, Original US-Hefte, Marvel Masterworks und Hefte aus dem europäischen Druckverbund jedoch unerlässlich.

Die Kontobewegungen dafür wären zu heftig gewesen. Der Verein brauchte einen Ebay-Account, nur so konnte es weitergehen. Und tatsächlich, es funktionierte. Dank Paypal hielten sich Einnahmen und Ausgaben übersichtlich die Waage. Die Abos koppelte ich an die Mitgliedschaft im Verein und an die Mitgliedsbeiträge. Das ist auch der Grund warum die Erstausgabe keinen Preisaufdruck hat. Und eigentlich wollte ich es so belassen. Doch es machte den freien Verkauf schwer, insbesondere für die Comic-Händler.

Während die Nr. 2 in den Startlöchern stand, nahm der Bestand an Nr. 1-Heften gewaltig ab. Irgendwann war klar, dass die 500 Exemplare der Erstauflage nicht mehr lange reichen würden. Gerhard Schlegel hatte das Cover der Nr. 2 mit den Fantastischen Vier bereits koloriert und der Inhalt war dank des einst geplanten FV-Artikels für Martin Jurgeit weitestgehend fertig. Das ist auch der Grund, warum das Kapitel FV ausführlicher ausfällt als die Einführungsartikel von anderen Marvel-Superhelden im Magazin.

Was nicht funktionierte war Lastschrifteinzug. Der Vorgang wäre einfach zu aufwändig und kompliziert gewesen. Zudem wollte ich keine Abos, die automatisch fortlaufen. Der Jahresbeitrag von 2005 war deshalb für die ersten beiden Hefte vorgesehen und musste für die kommenden vier zum Jahreswechsel erneuert werden. So hätte ich aus der Nummer halbwegs schadenfrei aussteigen können, falls es doch in die Hose geht.

Die Einnahmen von Das sagte Nuff! Nr. 1 reichten zur Finanzierung des Drucks der Nr. 2. Auch davon ließ ich zunächst 500 Exemplare produzieren. Dank Panini/Dino hatte ich das neue deutsche MAD im Presseabo. Als Daniel Gramsch für einen Freund zum Geburtstag Nuff #1 bestellte, fragte ich ihn direkt, ob er nicht Lust hätte, ein Nuff-Titelbild zu kolorieren. Immerhin kannte ich seine Arbeiten aus dem MAD-Magazin und wusste, was er draufhatte. Gesagt getan, Daniel färbte das Sub-Mariner Bild von Gene Colan und Bill Everett nach meinen Wünschen ein.

Ich wollte das Monster in Grün wie in den farbigen Hit Comics und Lady Dormas Höschen wie bei Williams in den Zweitstories aus Die Spinne. Wow, sah das fertige Cover geil aus! Absichtlich falsch koloriert wirkte es noch beeindruckender als das US-Original. Von einem 1:1-Nachdruck des ersten Magazins hätte ich maximal noch hundert weitere Exemplare unters Volk bringen können. Mit dem Sub-Mariner Titelbild und der zugehörigen Werbepostkarte waren es einige mehr.

Als ich die Erstauflage vergriffen meldete, explodierten die Preise förmlich. Die eine oder andere Auktion bei Ebay hatte ich unter Beobachtung, selbst jedoch keine Exemplare eingestellt. Da boten sich die Interessenten auf über 60 EUR hoch, obwohl das Teil bei einigen Händlern noch für 7-10 EUR in den Listen stand und dort auch nachweislich vorrätig war. Verrückte Welt!

Irgendwie war Das sagte Nuff! auch ein Rezensionsbeleg. Also blieb es nicht aus, dass ich Steffen Volkmer von Panini ein Belegexemplar der Nr. 1 zuschickte. Der bat mich dann zu einem Termin in die, wie er schrieb "heiligen Hallen" der Verlagszentrale in Stuttgart. Mir schwante Übles…

Teil 15
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Wie alles begann… Die Bombe platzt!

Teil 13 - Nuff ist da!
Die Gründung eines Vereins war kein Problem, denn sieben Gleichgesinnte fanden sich schnell. Ich übernahm die Rolle des Kassenwarts. Das Impressum der Erstausgabe wurde entsprechend angepasst. Mit Releasedate August 2005 hatte ich genügend Vorlauf, um die tatsächlichen Hefte rechtzeitig in Händen zu halten.

Die Geschichte mit der Druckereiauswahl habe ich an anderer Stelle schon mehrfach erzählt. Die ortsansässige Druckerei war nach ewiger Warterei meinerseits auf den Kostenvoranschlag und einem Preis, für den ich hätte das Ganze auch von Mönchen mit Tinte und Feder vervielfältigen lassen können, keine Option mehr. Allerdings kostete mich das zwei Wochen, ehe ich weitere Angebote einholte. Eine katholische Gemeindebriefdruckerei machte ein sehr günstiges Angebot. Letztlich entschied ich mich aber für einen Betrieb im Rheinland.

Was Preis und Qualität anbelangte, war ich sehr zufrieden. Auch wenn das Sonderformat in Williams-Heftgröße Umstände und zusätzliche Kosten bereitete. Es war eben kein Standard Din A4 mit 40 Seiten. Der Druckerei blieb ich über die gesamten fünf Jahre treu. Nur bei der Nr. 8 ging einmalig etwas schief, ließ sich aber durch Auflagenhöhe und Entgegenkommen seitens des Verursachers bewältigen.

Als Zeitfresser offenbarten sich die Proofs im Din A3-Format. Da brauchte die Post ewig für die Zustellung. Aber immerhin konnte ich die Freigabe per Fax rauslassen. Email-Signaturen waren noch nicht gültig. Die späteren Proofs waren digitale PDFs, was eindeutig besser und schneller funktionierte. Die aus heutiger Sicht lächerliche Datenmenge der Druckdateien musste per CD verschickt werden, ISDN und DSL hatten noch nicht die Kapazitäten dafür.

Welch ein Erlebnis war es, als der Paketdienst die Palette anlieferte. Das erste eigene Heft zu fühlen, zu riechen und zu halten. Das war großartig. Mein Vermieter fand es allerdings nicht so toll, dass sich die Kartons an der Seite des Treppenaufgangs auf jeder Stufe stapelten. Aber er musste sich gedulden. Ebenso wie die Vorab-Besteller, die ich auf meiner Liste hatte. Im Netz hatte ich das Magazin bereits angekündigt. Es dauerte aber noch Tage und Wochen ehe die Sparkasse die Unterlagen geprüft hatte und das Vereinskonto freischaltete.

Wichtig waren jetzt Werbemaßnahmen. Ich telefonierte mit Norbert Hethke und nach gewissem Zögern bekam ich eine Seite im nächsten Comic-Preiskatalog zugesprochen. Der Deal war, dass er für die Sprechblase einen fertig layouteten Artikel über die verschollene Horror Nr. 7 bekam. Ich glaube, Hethke gefiel, dass ich Mut bewies, denn der große Verleger gewährte die Anzeige auf mein Nachhaken hin vollfarbig. Zu Werbezwecken verschickte ich bundesweit an die namhaften Comic-Händler einzelne mit "Probeexemplar" gestempelte Hefte. Viele orderten kleine Mengen und akzeptierten Vorkasse. Mahnungen wollte ich keinesfalls verschicken. Der selige Kurt Werth war der einzige, dessen Hefte mangels Zahlung nie rausgingen und eine gefühlte Ewigkeit versandfertig dalagen, ehe ich sie irgendwann wieder auspackte.

Eine bezahlte Anzeige schaltete ich in "Comics & mehr". Rüdiger Schuster und Andreas Küpper erklärten sich bereit, die Hefte auf Comic-Börsen mitzunehmen. Die beiden behaupteten später, sie hätten an manchen Tagen mehr Exemplare von "Das sagte Nuff!" verkauft als von ihren anderen feilgebotenen Comics.

Nicht ganz so einfach ließ sich Frieder Maier von der Sammlerecke überzeugen. Mit einem weiteren Prototyp, diesmal in Farbe, wurde ich frühzeitig vor Drucklegung bei ihm vorstellig und nagelte ihn auf seine Großspurigkeit in einem Interview fest. Ich glaube, es war in der Sprechblase abgedruckt, dass er von jedem in Deutschland erschienenen Comic mindestens ein Exemplar in seinem Laden verfügbar haben wollte. Eher missmutig meinte er "Jaja, dann bringsch halt mal zehn Stück!". Es dauerte nicht lange und er orderte hundert von jeder Folgenummer.


Nuff #1 verkaufte sich wie geschnitten Brot. Es war das Magazin, das ich selbst immer lesen wollte, aber kein Mensch sich die Mühe machte, es zu veröffentlichen. Gut, dass das Vereinskonto getrennt von meinem privaten war. Denn die Jobbörse hätte den Umsatz garantiert gepfändet. Bei einer Lieferung, die ich in Esslingen vorbeibrachte, fragte ein Sammlerecke-Mitarbeiter, ob denn mein Rolls Royce schon draußen stünde. Das Magazin schlug ein wie eine Bombe.

Teil 14
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