Teil 18 - Familiäre Abendgestaltung
Versand ist ein ganz spezielles Thema. Die Abonnements sollten versandkostenfrei bleiben. Waren es anfangs nur ein paar Hefte, die ich eintüten und postbotensicher verpacken musste, stieg die Zahl rasch an. Es musste effizient, möglichst zeit- und kostensparend, aber gleichzeitig auch möglichst sicher und schnell gehen.
Da ich als Hartzi Stammkunde beim nahegelegen Lidl-Discounter geworden war, entdeckte ich bei einem Einkauf zufällig die Kartons mit den kartonierten Zwischeneinlagen der Margerine-Verpackungen. Format ca. Din A3 und damit perfekt für den Comic-Versand. Gut, aufpassen, dass da keine Fettflecken oder ähnliches drauf waren. Aber fortan legte ich die Dinger stapelweise bei jedem Einkauf mit aufs Band, was die Kassiererinnen eine Zeitlang verwirrte, sich aber schnell ein Gewöhnungseffekt einstellte. Immerhin wurde der Laden so einen Teil seines Papiermülls los.
Zuhause faltete ich die Teile in der Mitte. So waren die Hefte rundum geschützt. Die Nuffs selbst steckte ich in gebrauchte Comic-Schutzhüllen oder Leitz-Hüllen. Zwei Streifen Tesa zum Fixieren des umgeklappten Teils und weitere zum Festkleben in den gefalteten Margarine-Karton. Top, billig, schnell und perfekt. Damals kosteten Büchersendungen noch 70 Cent. Allerdings hatten die bis zu fünf Werktage Laufzeit und wurden stichprobenartig von der Post geöffnet und geprüft.
Um das zu vermeiden, bastelte ich Nuff-Redaktions-Labels, die einen Rückschluss auf den Inhalt boten. Außerdem versuchte ich, wenn möglich nicht zur Postagentur, sondern zur Außenstelle am Bahnhof mit dem Geschäftskundenschalter zu gehen, zu dem Privatkunden keinen Zugang hatten (außer zu den Postfächern). Dort gab es nämlich Kleber mit QR- oder Barcode statt Briefmarken. So waren die meisten Hefte bereits am nächsten Tag bei den Bestellern und Abonnenten.
Umschläge hatte Lidl kurzfristig zum Schulanfang 2005 im Angebot. Bei den Größen B4 und C4 schlug ich zu. Denn im 10er-Pack waren die so günstig, wie sonst nirgends und nie. Da die hiesige Postagentur gleichzeitig ein Schreibwarenladen war, kaufte ich dort die Musterklammern für den Verschluss der Sendungen. So blieben die Kosten überschaubar.
Hier muss ich zeitlich etwas vorgreifen, um die weitere Entwicklung darzustellen. Meine zweite, eigene Mietwohnung lag in der Stadtmitte. Im Erdgeschoß des Gebäudekomplexes gab es neben einer Spielothek ein Fahrschulbüro und die Außenstelle der Barmer Ersatzkasse. Als diese mit der GEK fusionierte, stellten die Angestellten massenweise Kartons mit Umzugs- und Verpackungsmaterial zur Altpapier-Abholung vors Haus. Darunter auch eine Menge kartonierter Umschläge mit Barmer-Aufdruck…
Dass die nicht bei der Müllabfuhr landeten, dürfte jedem Leser dieser Zeilen klar sein. Der sparsame, geschäftstüchtige Schwabe in mir trug die Kartons in den dritten Stock, faltete die Barmer-Versandtaschen von innen nach außen und füllte sie mit schönen Heften für den Versand als Büchersendungen.
Ich weiß nicht mehr, mit welcher Nummer es losging. Aber das Eintüten und die Versandabwicklung dauerten irgendwann zu lange für eine Einzelperson. Meine heutigen Schwiegereltern inklusive (Schwieger-)Onkel und Tante hatten in den 1980er und 1990er Jahren viel Heimarbeit gemacht und waren deshalb Profis, was Arbeitsaufteilung und Koordination anging. Die Runde beim Verpacken von Das sagte Nuff Nr. 7 habe ich noch deutlich in Erinnerung, vielleicht wegen der roten Umschläge. Wie auch immer, da saßen wir nun. Onkel tütete die Hefte ein, Schwiegerpapa klappte die Hüllen um und klebte sie mit Tesa zu, Schwiegermutter fixierte das Ganze auf ein Stück vorgeschnittenen Karton, meine heutige Frau packte es in die Umschläge und Tante und ich sorgten für die Versandlabels und den Verschluss mit Musterklammern. Nach getaner Arbeit erfolgte der Anruf beim italienischen Pizza-Lieferdienst und der Tag oder Abend schloss mit der gemeinsamen Nahrungsaufnahme. So ging das fix und dauerte zwei Tage weniger als zuvor, wenn ich als Einzelkämpfer den Abo-Versand stemmte.
Heute würde ich keine Büchersendungen mehr verschicken, da das Preis-/Leistungsverhältnis in keiner Relation steht. Ich glaube, dass ich zu Nuff-Zeiten mindestens zwei, wenn nicht drei Porto-Erhöhungen mitgemacht habe. Trotzdem ging das. Inzwischen hat man das Gefühl, dass die Post Büchersendungen absichtlich liegen lässt, so dass sie erst nach zehn bis vierzehn Tagen, zum Teil beschädigt, beim Empfänger ankommen. Das führt zwangsweise zu Unmut und Reklamationen. Service sieht anders aus.
Einen ganzen Stapel gebrauchter kartonierter Versandtaschen kaufte ich auf einer Comic-Börse von meinem Tischnachbarn, dem ehemaligen Chef der Seven Island Edition. Dieser hatte sich mit Verlag und Druckerei offenbar übernommen und versuchte irgendwie alles, was er noch hatte zu Geld zu machen. Über Jahre hatte er die Versandkartons in denen der Norbert Hethke Verlag seine Piccolo-Hefte und Sprechblase-Magazine verschickte, aufbewahrt. Kein besonders attraktiver Einkauf, aber wenn es hilft…
Teil 19
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