Donnerstag, 7. Februar 2019

Wie alles begann… Karl Kent ist Superman

Teil 25 - Defective Comics
Mein Verhältnis zu DC ist zwiespältig. Während heute alles ein Superhelden-Einheitsbrei ist, egal aus welchem Universum, standen DC-Comics in der Vergangenheit stets für ein sauberes, ja fast spießiges Image. Ich meine, Daredevil kommt aus Hell's Kitchen in New York, schlimmer kann man wohl kaum aufwachsen. Bruce Wayne dagegen gehört zur High Society des fiktiven Gotham. Gut, Marvel hat Tony Stark, aber der hatte immerhin ein Alkoholproblem. Und Superman? Wächst auf dem Land auf, so richtig idyllisch bei den Kents. Peter Parker dagegen plagen stets Geldsorgen und das schlechte Gewissen wegen des Tods seines Onkels.

Und wenn ich mir eine dicke Brille aufsetze und die Schmalzlocke nach hinten kämme, erkennt mich keiner? Das Riesen-Cape unter dem Anzug wirft keine Falten und es hat auch noch nie jemand bemerkt? Also echt, ihr wollt mich verarschen, oder? Noch schlimmer als der aalglatte Supie waren nur die Abenteuer seines Hunds Krypto. Disneys Super-Goof lässt grüßen.

Okay, vielleicht war es nicht ganz so schlecht. Aber ich gehörte zu den Lesern, die den Superman-Teil von Ehapas Superman/Batman immer vorgeblättert haben, um die Abenteuer des Fledermausmanns aus den Federn von Neal Adams oder Jim Aparo zu verschlingen. Die hatten es in sich. Curt Swans Zeichnungen waren mir einfach zu steril und immer gleich. Ein gutes Niveau zwar, aber nie weniger und vor allem nicht mehr. Carmine Infantinos Roter Blitz gefiel mir auch gut. Die Grüne Laterne allerdings nur von Williams und dem bsv in den Top Comics. Vor allem die Stories mit dem Grünen Pfeil waren erstklassig. Bei Ehapa kamen die beiden nie so zur Geltung, fand ich.

DCs Horror dagegen wird immer einen besonderen Stellenwert bei mir innehaben. Konnte sich die Truppe der philippinischen Künstler hier doch voll austoben. Es ist schwierig, einen Trennstrich zu ziehen, da sowohl der bsv als auch Williams verkappte DC-Unternehmen waren, die Marvel Comics nur nebenbei vertrieben.


Als Superhelden-Fan kommt man am Stählernen nicht vorbei. Und spätestens mit dem überformatigen "Superman gegen Super-Spider" ist man gefangen und fasziniert. Mary Jane, Peter Parker und Doc Ock bei Ehapa, zusammen mit Lex Luthor, Lois Lane und Clark Kent. Wie geil ist das bitteschön? Trotzdem, DCs sauberes Image auf dem Glanzpapier von Ehapa im Kupfertiefdruck. Dagegen Stories aus New York, problembelastete Helden, ja Außenseiter der Gesellschaft und das auf dem holzhaltigen Papier des Williams Verlags. Was ist jetzt kultiger?

Stan Lees einzigartiger Humor und seine Großspurigkeit tun ein Übriges. Da kann DC einfach nicht mithalten. Trotzdem hatte ich von Anfang an eine Nuff-Sonderausgabe als "DC-Special" geplant, falls das Magazin auf mehr als drei Nummern kommt. Zum einjährigen Jubiläum und Das sagte Nuff! Nr. 5 war es dann soweit. Die Abos sorgten dafür, dass genügend Exemplare im Vorfeld bezahlt waren. Denn im freien Verkauf hätte die Spezial-Ausgabe keinen oder kaum Gewinn erwirtschaftet.

Wichtig waren mir neben den DC-Horror Serien auch die Anfänge von Supermann in Deutschland. Vor allem die 50er Jahre bei den Verlagen Hallwag (Verlag Supermann) und Aller. Eigentlich möchte ich aber die Story zum Cover der DC-Spezialausgabe erzählen. Ich hatte die Vorstellung davon genau im Kopf und schusterte auf die Schnelle einen Grobentwurf aus dem Superman von Williams' Shazam Nr. 1 und dem 100 Seiten Horror-Sammelband zusammen, klatschte das Nuff-Logo drauf und fertig. Natürlich nicht koloriert und ohne jegliche Ausarbeitung von Feinheiten.


Jörg gefiel das gar nicht. Er konnte sich das Endprodukt einfach nicht vorstellen. Egal, ich färbte den oberen Teil des Sammelbandmotivs schwarz ein, haute kräftig Kontrast in die bestehenden Farben, malte vorne eine Art Bühnenbrett und oben die Verlängerung des Vorhangs per Hand hinzu und setzte einen Scan meines Scribbles digital ein. Supie und Vorhang kolorierte Daniel Gramsch. Noch einen Zensiert-Balken über das "Marvel" im Titel, einen Verlauf und "Spezialausgabe" über den Theaterboden und ab dafür. Das finished product änderte Jörgs Meinung um 180 Grad.

Teil 26
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