Teil 12 - Der Rückschlag
Aus der Erinnerung heraus ist es schwierig, die Zeitleiste genau einzuhalten. In den bisherigen Teilen von " Wie alles begann…" sind einige Sprünge drin. Das lässt sich kaum vermeiden, wenn man frei aus dem Bauch heraus schreibt. Ich hätte auch nicht gedacht, dass in so kurzer Zeit solch eine Menge an Text zusammenkommt. Die Hauptsache ist, dass die wichtigen Stationen und Ereignisse drin sind.
Peter Hartz und die möglichen Beobachtungen meiner Kontobewegungen durch das Amt schränkten meine kleinen Geschäfte immens ein. So kam ich beispielsweise auf die Bezeichnung "Bargeld Comic" statt "Marvel Comic" im Signet von "Das sagte Nuff!". In Anlehnung an Jack Kirbys Geburtsnamen war ich im Internet als "jakubkurtzberg" unterwegs, inklusive absichtlich falscher Schreibweise und das seit einigen Jahren.
Auch hatte ich während meiner Zeit an der Schule für Mediengestalter ein Sparbuch aufgelöst. Die Summe bekam meine Mutter zur Eröffnung eines Cafés als Kredit, den sie nach und nach zurückzahlte. Den knapp vierstelligen Betrag hatte ich für den Druck, Versand und kleinere Werbemaßnahmen für die Erstausgabe vorgesehen. Anders wäre das nicht möglich gewesen. Ansonsten hätte ich im Lotto gewinnen müssen oder einen sehr gut bezahlten Job ergattern.
Ich nutzte meine Händlerkontakte und telefonierte u.a. mit Bernd Maier, dem einerseits mein Projekt gefiel, er es aber aufgrund der Urheberrechtsverletzung und eventueller Unterlassungsklagen seitens Marvel USA nicht in sein Verkaufsprogramm aufnehmen wollte. Er schien da bereits Erfahrungen mit den Nutzungsrechten der Schlümpfe gemacht zu haben oder zumindest von solchen Vorgängen zu wissen. So etwas kann einem Kleinunternehmer durchaus das Genick brechen, denn die Anwälte haben nicht nur die besseren Argumente, sondern forden auch ihre großen Rechnungen ein.
Das war ein Rückschlag und eine riesige graue Wolke, die über mir schwebte. Denn ich selbst war wegen der Weitergabe von fünf Folgen der TV-Serie "Akte X" in den 1990er Jahren von einem Polizeikommando besucht worden, das offenbar einen Raubkopierer-Ring ausheben wollte. Alter, ich hatte lediglich eine Tauschanzeige in der Zeitschrift "Moviestar" geschaltet. Leider meldete sich ein sogenannter "Scheinkäufer", der das Material und meine persönlichen Daten weitergab. Der Typ hatte den Binärcode aus einer "Star Trek - The Next Generation"-Folge als Postfachnummer und hatte mich per Brief förmlich dazu gedrängt, ihm etwas zu kopieren. Da dafür Geld floss, ich glaube es war ein Betrag von 50 DM als Pauschale inkl. VHS-Tape und Versand, den er in bar schickte, war ich strafrechtlich verfolgbar.
Das Verfahren wurde selbstverständlich eingestellt. Damals wohnte ich im Erdgeschoß bei meinen Großeltern, die die Polizei ungehindert eintreten ließen. Der Streifenwagen und der schwarze Van sorgten verständlicherweise für Aufsehen bei den Nachbarn, die dachten, ich hätte mit Drogen zu tun. 20th Century Fox und deren Anwälte reichten Zivilklage ein und brummten mir die Verfahrenskosten auf. Eine Unterlassungserklärung und ein beträchtliches Minus auf dem Konto waren die Folge.
Da waren sie nun, fünf Jahre Arbeit für Nichts. Die Rettung kam bei einem Telefonat mit Attila Hercsuth. Mit der Gründung eines Vereins könne man das Copyright quasi "aushebeln", was man z.B. anhand der INCOS-Publicationen gut nachvollziehen kann. Das war die Lösung! Leider hatte ich mit Attila nie wieder Kontakt, aber der Tipp war Gold wert. Ein helles Licht am Horizont, das eine Menge weiterer Möglichkeiten bot. Allerdings bedurfte es dadurch einer intensiven zusätzlichen Phase der Vorbereitung.
Attila hatte sich übrigens in jungen Jahren bei Marvel USA als Zeichner beworben und ist, wenn ich es noch richtig im Kopf habe, auch nach New York zu einem Vorstellungsgespräch beim Verlag geflogen. Munter plauderte er aus dem Nähkästchen und aus den Zeiten seines "X-Fan"-Magazins. Später machte er in Sachen Bodybuilding und wurde zum Event-Veranstalter.
Teil 13
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