Dienstag, 29. Januar 2019

Wie alles begann… Recht oder Unrecht?

Teil 12 - Der Rückschlag
Aus der Erinnerung heraus ist es schwierig, die Zeitleiste genau einzuhalten. In den bisherigen Teilen von " Wie alles begann…" sind einige Sprünge drin. Das lässt sich kaum vermeiden, wenn man frei aus dem Bauch heraus schreibt. Ich hätte auch nicht gedacht, dass in so kurzer Zeit solch eine Menge an Text zusammenkommt. Die Hauptsache ist, dass die wichtigen Stationen und Ereignisse drin sind.

Peter Hartz und die möglichen Beobachtungen meiner Kontobewegungen durch das Amt schränkten meine kleinen Geschäfte immens ein. So kam ich beispielsweise auf die Bezeichnung "Bargeld Comic" statt "Marvel Comic" im Signet von "Das sagte Nuff!". In Anlehnung an Jack Kirbys Geburtsnamen war ich im Internet als "jakubkurtzberg" unterwegs, inklusive absichtlich falscher Schreibweise und das seit einigen Jahren.

Auch hatte ich während meiner Zeit an der Schule für Mediengestalter ein Sparbuch aufgelöst. Die Summe bekam meine Mutter zur Eröffnung eines Cafés als Kredit, den sie nach und nach zurückzahlte. Den knapp vierstelligen Betrag hatte ich für den Druck, Versand und kleinere Werbemaßnahmen für die Erstausgabe vorgesehen. Anders wäre das nicht möglich gewesen. Ansonsten hätte ich im Lotto gewinnen müssen oder einen sehr gut bezahlten Job ergattern.

Ich nutzte meine Händlerkontakte und telefonierte u.a. mit Bernd Maier, dem einerseits mein Projekt gefiel, er es aber aufgrund der Urheberrechtsverletzung und eventueller Unterlassungsklagen seitens Marvel USA nicht in sein Verkaufsprogramm aufnehmen wollte. Er schien da bereits Erfahrungen mit den Nutzungsrechten der Schlümpfe gemacht zu haben oder zumindest von solchen Vorgängen zu wissen. So etwas kann einem Kleinunternehmer durchaus das Genick brechen, denn die Anwälte haben nicht nur die besseren Argumente, sondern forden auch ihre großen Rechnungen ein.

Das war ein Rückschlag und eine riesige graue Wolke, die über mir schwebte. Denn ich selbst war wegen der Weitergabe von fünf Folgen der TV-Serie "Akte X" in den 1990er Jahren von einem Polizeikommando besucht worden, das offenbar einen Raubkopierer-Ring ausheben wollte. Alter, ich hatte lediglich eine Tauschanzeige in der Zeitschrift "Moviestar" geschaltet. Leider meldete sich ein sogenannter "Scheinkäufer", der das Material und meine persönlichen Daten weitergab. Der Typ hatte den Binärcode aus einer "Star Trek - The Next Generation"-Folge als Postfachnummer und hatte mich per Brief förmlich dazu gedrängt, ihm etwas zu kopieren. Da dafür Geld floss, ich glaube es war ein Betrag von 50 DM als Pauschale inkl. VHS-Tape und Versand, den er in bar schickte, war ich strafrechtlich verfolgbar.

Das Verfahren wurde selbstverständlich eingestellt. Damals wohnte ich im Erdgeschoß bei meinen Großeltern, die die Polizei ungehindert eintreten ließen. Der Streifenwagen und der schwarze Van sorgten verständlicherweise für Aufsehen bei den Nachbarn, die dachten, ich hätte mit Drogen zu tun. 20th Century Fox und deren Anwälte reichten Zivilklage ein und brummten mir die Verfahrenskosten auf. Eine Unterlassungserklärung und ein beträchtliches Minus auf dem Konto waren die Folge.

Da waren sie nun, fünf Jahre Arbeit für Nichts. Die Rettung kam bei einem Telefonat mit Attila Hercsuth. Mit der Gründung eines Vereins könne man das Copyright quasi "aushebeln", was man z.B. anhand der INCOS-Publicationen gut nachvollziehen kann. Das war die Lösung! Leider hatte ich mit Attila nie wieder Kontakt, aber der Tipp war Gold wert. Ein helles Licht am Horizont, das eine Menge weiterer Möglichkeiten bot. Allerdings bedurfte es dadurch einer intensiven zusätzlichen Phase der Vorbereitung.

Attila hatte sich übrigens in jungen Jahren bei Marvel USA als Zeichner beworben und ist, wenn ich es noch richtig im Kopf habe, auch nach New York zu einem Vorstellungsgespräch beim Verlag geflogen. Munter plauderte er aus dem Nähkästchen und aus den Zeiten seines "X-Fan"-Magazins. Später machte er in Sachen Bodybuilding und wurde zum Event-Veranstalter.

Teil 13
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Wie alles begann… In Farbe und bunt

Teil 11 - Der Prototyp
Das Single-Dasein insbesondere mit eigener Wohnung hat durchaus seine Vorzüge. Muss ich erwähnen, dass ich etwas mit der zehn Jahre jüngeren Bademeisterin hatte? Neben den Comics gab es schließlich auch noch ein reales Leben. Allerdings haben die meisten Frauen wenig Verständnis für ein solches Hobby. Zumal es bei mir vielleicht ein bisschen größer ist als bei anderen Lesern und Sammlern. Nach einer mehrjährigen festen Beziehung und im Anschluss einigen Monaten Abstand zum weiblichen Volk, ging es richtig los. Da waren die WG-Mitbewohnerin eines guten Freundes, die Freundin einer ehemaligen Arbeitskollegin, ein-zwei flüchtige Bekanntschaften aus Internetforen und eine gute Freundin, mit der ich mich gelegentlich traf. Wir hatten Spaß, ich kochte und wir schauten "Ren & Stimpy".

Leider, wie ich heute sagen muss, verliebte ich mich in die Ex eines Kumpels. Trotz einer schönen gemeinsamen Zeit hatte sie keinerlei Verständnis für mein Buch-Projekt. Auch mit der Aussicht auf Arbeitslosigkeit konnte sie nicht um. Sie machte Schluss und brach mir vorübergehend das Herz. Auch deshalb stürzte ich mich noch tiefer in die Comic-Welt. Ohne die ganzen äußeren Umstände wäre vieles bestimmt nicht so passiert, wie es letztlich geschah.

Das Splashcomics-Forum hatte einige Mitglieder vergrault und wegen eventueller Copyright-Verletzungen bei Abbildungen und bei Streitdiskussionen heftigst zensiert. Beiträge waren plötzlich verschwunden, gelöscht oder unkenntlich gemacht. So machte das keinen Spaß. Eine Abspaltung war im Gange. Wie viele andere zog es auch mich zum Comicguide-Forum, was mindestens zwei Begegnungen zur Folge hatte, die das weitere Schicksal von "Das sagte Nuff!" bestimmen sollten.

Wie gesagt, der schwarzweiße Prototyp der Nr. 1 war fertig. Texte und Bildmaterial lagen ja bereits vor. Nur wurden aus Kapiteln wieder einzelne Artikel. Im Forum hatte ich mehrfach Marlies Gerson positiv erwähnt, die Mitte bis Ende der 1970er Jahre für den Williams Verlag die Texte in die Sprechblasen letterte, Titelbilder stimmig "eingedeutschte" und viele der Monatsvorschauseiten zeichnete. Auch Poster und die Cover der Marvel Superbände stammten von ihr.


Wie es der Zufall wollte, stieß Marlies auf meine Beiträge und nahm Kontakt zu mir auf. Wie geil war das denn? In Absprache letterte sie sämtliche Überschriften für mein Magazin neu. Schade, dass ich eine Standardschriftart in kleiner Größe genommen hatte. So war nicht wirklich viel Platz, aber es reichte für einen Austausch. Damit kam noch mehr Williams-Flair ins Heft. Was ich nun noch brauchte, war Farbe fürs Cover. Ich fragte deshalb auf der Künstlerseite des Forums nach und mit Michael Betz und Gerhard Schlegel meldeten sich gleich zwei Kandidaten, die den Hulk kolorieren wollten.

Zum damaligen Zeitpunkt interessierte ich mich wenig für die deutsche Szene und kannte die bisherigen Arbeiten von Gerhard Schlegel nicht. Deshalb wusste ich auch nicht, was für einen Profi ich mir da geangelt hatte. Michael Betz und sein Bruder hatten eine eigene Internetseite, auf der sie ihre Arbeiten präsentierten. Ziemlich cooles, wildes Zeugs. Darunter auch Superhelden, Wolfswesen und anderes. Das tendierte alles ein bisschen in Richtung Fantasy.


Michaels Arbeit war solide und passte hervorragend. Doch Gerhard Schlegel toppte alles. Er hatte nicht nur die Figur, sondern auch den ganzen Hintergrund eingefärbt. Da ich beides nicht auf die Vorderseite bringen konnte, beschloss ich, Gerhards Arbeit für das Backcover zu verwenden. Geplant hatte ich auf diesem Platz ursprünglich eine Vorschau nach dem Vorbild der italienischen Marvel Comics von Editoriale Corno. Jetzt sah die Nr. 1 von "Das sagte Nuff!" perfekt aus. Doch es stand eine Hürde im Weg, die das Projekt fast zum Scheitern gebracht hätte.

Teil 12
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