Teil 23 - Spider-Man kann doch jeder!
Lange war es unheimlich schwer, Spider-Man Zeitungsstrips in Deutschland aufzutreiben. Die Amis hatten genau drei Sammelbände, die ich irgendwann mal im hintersten Winkel der Sammlerecke entdeckt hatte. Zum einen die Pocket Books vom Verlag Simon & Schuster. Abgesehen vom Taschenbuchformat und dem damit verbundenen merkwürdigen Layout, waren die beiden Bände richtig schön gemacht und stimmig koloriert. Und das obwohl die Daily Strips in den Tageszeitungen schwarzweiß erschienen.
Da kein Heftformat, tauchen die Teile von 1980 in keinem US-Preiskatalog auf. Lediglich auf einer Spider-Man Fan-Website wurden sie mit je 50 Dollar gelistet. Was hatte ich gezahlt? Weniger als 10 EUR für beide? Ich liebte den Stapel, den die Sammlerecke-Mitarbeiter nicht einordnen konnten. Was kam da nicht schon alles zum Vorschein. Neben kanadischen Héritage Marvels auch das Ballantine Book "The Best Of Spider-Man", zwar mit großem Kaffeefleck auf dem Cover, aber Spider-Man Strips im Inhalt. Als dritte Quelle entpuppte sich das Magazin "Comics Review" (später "Comics Revue"), von dem in Esslingen in der sortierten Abteilung ein paar Ausgaben vorrätig waren. Meine anderen musste ich in den USA bestellen.
Trotz allem, keine große Ausbeute. Denn, wer hatte schon tägliche Zeitungsschnipsel gesammelt, und dann auch noch auf Englisch? ...die Italiener. In den Magazinen Eureka und Bhang erschienen die gesammelten Tagesstreifen und entfärbten Sonntags-Halbseiten (auf italienisch). Die Spidey-Strips gab es sogar in Alben-Form mit exklusiv für diese Edition gezeichneten Titelbildern von John Romita sr.
Das waren Grund und Grundlage dafür, dass die beiden "Spider-Man Gesamtausgaben" zuerst in Europa erschienen, da Panini im Heimatland Zugriff auf die Strips hatte. Die erste englische Version folgte bei Titan Books und war eigentlich UK-basiert. Dort setzte man den Ursprungstext mit Maschinenlettering, das aussah wie Handschrift, in das Tradepaperback und damit zum ersten Mal im Comic-formatigen "current size".
Die US-Herausgeber zogen mit zwei Editionen nach, bei denen der Originaltext und die Farbe der Sonntagsseiten restauriert worden waren. Einmal bei Marvel, und einmal aufwändiger und für den Sammler mit dem größeren Geldbeutel bei IDW Publishing. Spätestens ab 2007 war es also ein Leichtes, an Spider-Man aus der Zeitung heranzukommen.
Selbst die Zeitungscomics von Marvels Conan gab es als Sammelband von Dark Horse. In Bhang und Eureka lief neben anderen Newspaper-Klassikern auch der Hulk im Daily-Format. US-Quellen dazu? Keine Chance! Das einzige, was ab und an auftaucht, ist das erste schwarzweiße Pocket Book von Tempo Books. Und obwohl auf dem Sammlermarkt teuer, noch die preisgünstigste von insgesamt fünf Nummern. Wie es sich nach langer, eingehender Recherche herausstellte.
Damit hatte ich ein neues Jagdobjekt, nach dem ich Ausschau hielt. Insbesondere die Auflage der Taschenbücher #3-5 scheint so klein, dass sie kaum aufzutreiben sind. Meine Nr. 5 importierte ich aus Australien, die Nr. 3 aus Kanada, da beides in den USA nicht verfügbar, oder nicht unter 100 Dollar pro Band.
Beim Vergleich mit den italienischen Sammelbänden fiel auf, wieviel Tempo Books weggeschnibbelt hatte. Sämtliche Credits und Copyright-Hinweise waren entfernt worden und gleichzeitig Panels zurechtgestutzt. Auch fehlten ganze Tagesstrips und die Reihenfolge der Geschichten stimmte nicht. Zwar liefen die Strips in vielen US-Zeitungen parallel zur Erstausstrahlung der Hulk-TV Serie mit Lou Ferrigno und Bill Bixby, aber wer hatte das ab Ende der 1970er Jahre aufbewahrt, geschweige denn gesammelt?
Eine Ebay-Auktion mit Hulk-Tagesstreifen hatte ich zwar einmal entdeckt, aber der Anbieter verschickte nicht ins Ausland. Bis ich einen Kontakt in den Staaten aufgetrieben hatte, war das Zeugs weg, da eine Sofort-Kaufen Option bestand. Mein Fazit nach jahrelanger Beobachtung ist, dass man für Geld zwar an die bunten Sonntags-Halbseiten kommt, nicht aber an die schwarzweißen Tagesstreifen.
Die Präsentation mit fünf Tagesstreifen und einer Sonntags-Halbseite pro Woche ist zudem problematisch. Titan Books hat die Streifen zu sehr verkleinert und zu viele auf einer Seite platziert. Bei den italienischen Spider-Man Alben ist der Abstand zwischen den "Zeilen" zu groß, aber das A4-Format lässt mehr Spielraum.
Die Lösung ist, die Einleitungsstreifen mitzunehmen. Das sind Panels ohne Bedeutung, die jede Tageszeitung nach Gutdünken entfernen oder stehen lassen kann, je nach Platz, der dem Strip zugeteilt wird. Bei Hulk sind diese ohne Text, bei anderen Dailies, wie z.B. Redeye, besser bekannt als "Häuptling Feuerauge" aus Zack, nicht.
Der "Bootlegger" bastelte also zwei Din A4-Hefte mit den ersten beiden, in akribischer Kleinarbeit aus diversem Material, restaurierten Hulk-Strip Geschichten, für sich selbst. Aus Zeitmangel existiert von der dritten Ausgabe nur ein Titelbild.
Der Blog zum Zeitungs-Hulk (englischsprachig)
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Mittwoch, 6. Februar 2019
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