Teil 27 - vorübergehend ausgehartzt
Im zweiten Nuff-Jahr kam ich mit meiner heutigen Ehefrau zusammen. Und die besorgte dem gesunden jungen Mann, der ich war, erstmal einen Job. Zwar nicht als Grafiker, aber immerhin bezahlte Arbeit ohne staatliche Unterstützung. So arbeitete ich im selben Betrieb wie meine Frau. Sie als Assistentin der Geschäftsleitung in der Chefetage, ich im Tiefparterre in der Produktion.
Beim Vorstellungsgespräch wurde mir von den Chefs eine Befristung auf zwölf Monate versprochen. Warum sie mir bei der Einstellung kurz darauf stattdessen einen Sechsmonatsvertrag vorlegten, konnte ich nicht nachvollziehen. Trotzdem unterschrieb ich, schließlich wollte ich raus aus der Hartz 4-Falle. Fortan baute ich nach technischen Zeichnungen pneumatisch-elektronische Versuchsstationen für angehende Mechatroniker. Klingt kompliziert? War es die ersten sechs bis acht Wochen auch.
Bezahlt wurde nach gefertigten Stück. Auf Tempo kam ich erst im dritten Monat, die ersten beiden mit Grundlohn fielen sehr karg aus. Immerhin konnte ich meinen VW Golf zuhause stehen lassen und mit meiner neuen "Arbeitskollegin" mitfahren. Das ersparte schonmal die Spritkosten. Während mein Verdienst stieg, mokierten die alteingesessenen Kollegen in der Produktion, dass man in diesem Betrieb zu wenig verdienen würde.
Ich hätte wohl besser meine Klappe gehalten, denn ich war zufrieden. Stolz nannte ich die Stückzahl, die ich im vergangenen Monat gefertigt hatte. Den Rest konnten sich die missmutigen Kollegen ausrechnen. Nach dem Motto, der macht uns den Akkordlohn kaputt, sorgte die etablierte Mannschaft dafür, dass mein Vertrag nach den sechs Monaten nicht verlängert wurde. Die damalige Personalchefin steckte meiner Frau noch, dass die "Alten" da etwas gesagt hätten.
Mann, war ich sauer. Zurück zur Peter Hartz-Gemeinde, das waren die Aussichten. Denn Arbeitslosengeld gab es erst nach zwölf Monaten Beschäftigung. Als Grund nannten die Chefs, dass ich als gelernter Mediengestalter kreativ unterfordert gewesen sei und sie deshalb befürchteten, ich könnte mich wegbewerben. Eine völlig falsche Denke. Ich hatte einen mittlerweile gut bezahlten Job von morgens 7 Uhr bis ca. 15:30 Uhr und war zufrieden. Auf die Idee, mich als Grafiker wegzubewerben kam ich gar nicht.
Denn grafisch tobte ich mich in meiner Freizeit aus. Die war zwar deutlich weniger geworden durch Job und Beziehung, aber durch die Vorproduktion lagen Das sagte Nuff! Nr. 5 und 6 bereits fertig in digitaler Form vor. Es fehlten nur "Kleinigkeiten" wie Anzeigen oder ähnliches. Das war kein Problem.
Wie lange ich wieder Kunde der Jobbörse, das ist die schönere Bezeichnung für "Sozialamt" wurde, weiß ich heute nicht mehr. Ich schätze, es waren weniger als zwei Monate. In der Vergangenheit hatte ich immer wieder als "Ferienhelfer" in einer diakonischen Behinderteneinrichtung gearbeitet. Das war damals noch gut bezahlt, aber auf maximal 2-3 Monate befristet. Also bewarb ich mich dort und mit Hilfe eines Freundes war ich schnell für den Gruppendienst eingeteilt.
Da die Diakonie eigene Regeln hat, man muss sich das wie eine abgelegene Insel vorstellen, hatte ich als ungelernte Kraft durch Einweisungsseminare und dazugehörige Zertifikate schnell eine Art Personenbeförderungsschein für Fahrzeuge bis 7,5 t, also Kleinbusse, durfte Medikamente verabreichen und bei Diabetikern sogar Insulin spritzen. "Draußen" in der normalen Welt undenkbar.
Durch geteilte Dienste mit bis zu drei Stunden oder mehr Mittagspause und Betreuung an den Wochenenden wurde meine Freizeit allerdings richtig knapp. Das sagte Nuff! Nr. 7 und 8 entstanden deshalb in "Nachtschicht". Und ausgerechnet die 7. Ausgabe bedurfte einer immensen Arbeit bis sie druckreif war. Viele Leser sehen diese Nummer als das Highlight der Serie an. Ich selbst bin besonders stolz auf den über zwei Seiten verteilten Hulk, gezeichnet von Todd McFarlane. Da war ich mir nicht sicher, ob es klappt, dass er so zwischen den Seiten hervorlugt, wie er es tut.
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Samstag, 9. Februar 2019
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