Sonntag, 27. Januar 2019

Wie alles begann… Ein Buch?

Teil 5 - es läuft…
Die Kontakte mehrten sich. Gerhard Förster gab mir die Telefonnummer von Jörg Winner, welcher einen Spider-Man Artikel für den nicht erschienenen zweiten Krägermann Comic-Preiskatalog verfasst hatte. Und einige meiner Ergüsse, insbesondere die zu Spider-Man/Die Spinne über die Condor-Anfänge und Vergleichsartikel z.B. zum Mehrteiler mit dem "Schemer" (Amazing Spider-Man #83-85), auf Deutsch auch "Tüftler" oder "Intrigo" genannt, vermittelte ich an den ebenfalls sehr (inter-)aktiven Björn Steckmeier. Dieser zeigte sich begeistert und stellte die Sachen online auf seine Marvel-Fanpage.

Dem anfänglich eher skeptischen Jörg schickte ich ebenfalls Material und Texte, die ich nach gründlicher Recherche erstellt hatte. Anders als manch anderer Fan mit verklärtem Blick, wies ich auch auf Fehler und Unstimmigkeiten bei den Williams-Veröffentlichungen hin. Ich traute mich, den "heiligen Gral" anzugreifen und seinen Schattenseiten offenzulegen. Das gefiel ihm. Denn bis dato galt Williams als das Non-plus-ultra.


Nicht, dass ich den Williams Verlag und seine Produkte schlecht machen wollte, im Gegenteil. Nur war einiges doch nicht ganz das Gelbe vom Ei, wie Alle annahmen. Ein weiterer Knackpunkt, der dafür sorgte, dass die Marvel Comics in Deutschland nie genau unter die Lupe genommen worden waren, lag am immensen Ausstoß an Material. Bei acht monatlichen und mehr Titeln in den USA, die teilweise ineinandergriffen oder anderweitig verknüpft waren, blieb es meist bei einer oberflächlichen Betrachtung. Allein die regulären Marvel-Heftserien des Williams Verlags zählten über 500 Ausgaben, und das ohne Sonderbände, Hefte im Großformat (z.B. "Krieg der Sterne" und "Planet der Affen") und Taschenbücher.

Bei einem weiteren Telefonat erwähnte Norbert Hethke, dass Wolfgang J. Fuchs früher mal für den Williams Verlag gearbeitet habe. "Echt jetzt?" schoss es mir durch den Kopf. "Der" Comic-Experte soll in Marvel gemacht haben? Auch hier kam ein Kontakt zustande und ich schickte ihm in etwa denselben Fragenkatalog, den auch Jani Büsing erhalten hatte.

Neben meinen Marvel-Recherchen hatte ich ein anderes, interessantes Projekt am Laufen. In Großbritannien stieß ich auf eine Asterix-Version, die der Kauka-Fassung unter dem Namen "Siggi & Babarras" nicht unähnlich war. Weniger politisch, aber völlig auf das Erscheinungsland umgetextet. Als Einseiter lief "Beric The Briton" in den Jahren 1965-67 in insgesamt 84 fast zeitungsformatigen Heften von "Ranger" und "Look & Learn". Darin enthalten auch "Trigan", gezeichnet von Don Lawrence.


Der Tod dieses Ausnahmekünstlers bot mir die Gelegenheit zu einem zweiseitigen Nachruf in Hethkes Sprechblase-Magazin. Nur wollte ich das Layout und die Bildauswahl selbst gestalten. Es sollte ja gut aussehen und die Grafik der Sprechblase war oft genug suboptimal. Einen mehrseitigen Trigan-Artikel mit dem Aufhänger "30 Jahre Trigan in Deutschland" lieferte ich gleich mit. Leider dauerte es im Gegensatz zum Don Lawrence-Nachruf drei Jahre, bis dieser abgedruckt wurde, so dass der von mir gewählte Titel zum Veröffentlichungszeitpunkt nicht mehr stimmte.


Hethke zahlte gut und prompt. Und wie ich später erfuhr, das doppelte, was er anderen Sprechblase-Autoren bot. Da hatte sich die zeitliche Investition ins Layout gelohnt. Also machte ich zwei weitere Artikel fertig. Einen über "Beric The Briton" und einen über die "Marvel Superband Superhelden". Beides bezahlt, jedoch in der Schublade verschwunden. Bei Asterix wollte Hethke sich absichern und bei der zuständigen Agentur Fuchs nachfragen, ob man das verwendete Bildmaterial veröffentlichen konnte, ohne Repressalien befürchten zu müssen. Eine Rückmeldung erhielt ich bis zu seinem Tod nicht.


Das Hit Comics-Magazin erschien nicht mehr. So kam es, dass ich einen Artikel über Marvels Dracula zum Start bei Panini in Martin Jurgeits anderem Projekt, der Comixene, unterbringen konnte. Zusammen mit meinem Film-Kumpel erhielt ich kurze Zeit später einen Interview-Slot mit Comic-Künstler Enki Bilal, der mit "Immortal" seinen Alexander Nikopol verfilmt hatte. Ich schrieb jetzt also für zwei der größten deutschen Comic-Sekundärmagazine und war im Geschäft angekommen.


Mein Marvel-Projekt lief ebenfalls weiter. Jörg Winner drängte mich, über eine Buchveröffentlichung nachzudenken. Deshalb erstellte ich einen Plan, was in so eine allumfassende "Marvel-Bibel" alles reingehörte. Dadurch hatte ich quasi ein Inhaltsverzeichnis und arbeitete die einzelnen Stationen nach und nach, jedoch nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge, ab. Vieles bestand bereits und musste nur noch aktualisiert und angepasst werden. Anderes war nur lückenhaft oder gar nicht vorhanden. Es entstand ein fetter Leitz-Ordner, prall gefüllt mit Artikeln, die nun zu Kapiteln wurden. Immer begleitet von anschaulichem Bildmaterial, möglichst in Schwarzweiß.

Teil 6
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