Samstag, 26. Januar 2019

Wie alles begann… Vom Fan zum Semi-Profi

Teil 4 - erste Aufträge
So mutierte ich vom Comic-Fan zum Sekundärliteratur-Autor. Zwar hatte ich in der Vergangenheit bereits Beiträge für unsere Schülerzeitung an der Realschule verfasst und mich auch redaktionell, zumindest inoffiziell, beteiligt, aber einen richtigen Artikel hatte ich noch nie geschrieben. Veröffentlichungen gab es trotzdem, da ich zusammen mit einem Freund eine Leidenschaft für deutsche Synchronstimmen, sowie ein Faible für Sci-Fi-Filme und -Serien teilte. So hatten wir u.a. Thomas Danneberg (die dt. Stimme von Stallone, Schwarzenegger, John Clease und Terence Hill), Santiago Ziesmer (Steve Urkel/Jaleel White, Spongebob Schwammkopf), Norbert Gastell (Homer Simpson), Arnold Vosloo ("Die Mumie"), Kevin Sorbo ("Hercules") und Christopher Lee vor dem Mikro.

Eine Art kurzer Freundschaft entwickelte sich nach einem Interview zu Herbert Weicker, der deutschen Stimme von "Mr. Spock" vom Raumschiff Enterprise. Im Jahr seines Todes sprach er noch extra ein Intro für die Demo-CD meiner damaligen Hard Rock-Band ein. Aber auch mit den Enterprise-Captains G.G. Hoffmann (dt. Stimme von William Shatner, Lex Barker und Sean Connery) und Rolf Schult (dt. Patrick Stewart und Robert Redford) führten wir Gespräche. Einige unserer Gemeinschaftsarbeiten erschienen in einschlägigen Zeitschriften wie "TV Highlights", "Moviestar" und "Splatting Image".

Die Mitarbeit beim "Lexikon der Comics" im Corian-Verlag verschaffte mir einen völlig neuen Status, der es mir ermöglichte, meine Comic-Sammlung zu erweitern. Ich aktualisierte u.a. die bisher veröffentlichten Beiträge zu Gaston, Lucky Luke, Leutnant Blueberry und einigen anderen. Wobei nicht alles veröffentlicht wurde. Insbesondere die vollständige Auflistung der Gaston-Einseiter in sämtlichen deutschen Heften, Alben und Taschenbüchern seit Rolf Kaukas "Lupo" und "Fix und Foxi" nach einem bereits bestehenden (Corian-)Nummernsystem dauerte Monate. Irgendwie gelang es mir, diese Herausforderung zu meistern und den Abgabetermin einzuhalten.

Da ich nicht alle aktuellen Gaston-Alben besaß, schrieb ich den Carlsen Verlag an, der mir zur Rezension die Lücken in der Sammlung schloss. Belege und eine Mitarbeiter-Bestätigung einzureichen war jetzt ja kein Problem mehr. Als ich merkte, dass ich den lieferbaren Carlsen- und Ehapa-Backkatalog "plündern" konnte, schrieb und listete ich immer mehr. Die gelesenen Exemplare konnte ich natürlich nicht zurückschicken, schließlich waren sie nach dem Gebrauch nicht mehr druckfrisch.

Auch wollte ich es nicht übertreiben und bestellte immer nur die verfügbaren Alben, die mir zur Vollständigkeit fehlten. Dennoch kamen dadurch Komplettsätze von Storm, Blueberry, Spirou, Hergé Werkausgabe und Asterix zusammen. Nach getaner Arbeit brauchte ich das Zeugs aber nicht mehr und begann damit, es gegen Marvel-Sachen auszutauschen. So finanzierte die eine Tätigkeit die andere. Bei Panini waren die Rezensionsexemplare auf maximal 3 Titel limitiert.

Munter kaufte ich Sekundärliteratur, Marvel Essentials und ein paar wenige Marvel Masterworks in den USA ein. "Frankobelgier raus, Marvel rein!" lautete in etwa die Devise. War eine Serie abgehakt, kam die nächste an die Reihe.

Mittlerweile war auch mein Artikel zu den Fantastischen Vier fertig. Doch Martin Jurgeit zeigte nicht mehr viel Interesse daran. Im Copy-Shop fertigte ich deshalb ein Din A5-Heftchen mit der kompletten deutschsprachigen Veröffentlichungsgeschichte von Fantastic Four #1-128 an und schickte es an den Norbert Hethke Verlag mit dem Vorschlag eines Abdrucks innerhalb der "Sprechblase", seinem Comic-Fachmagazin.

Völlig unerwartet rief Norbert Hethke persönlich auf der von mir angegebenen Telefonnummer zurück. Er zeigte sich gewillt, tatsächlich etwas abzudrucken, verlangte aber eine redaktionelle Betreuung durch Gerhard Förster, da ich als Autor ja noch nie in Erscheinung getreten und somit in der Szene unbekannt war.

Leider hatte Gerhard völlig andere Vorstellungen als ich. Während ich mich auf die Comics als solches konzentrierte, forderte der "Oberförster", wie man ihn mit einem freundlichen Augenzwinkern auch nennt, Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern der Williams-Redaktion. Das Comic-Material sei nebensächlich, meinte er.

Alter Schwede, da hatte er mir aber eine harte Nuss mit auf den Weg gegeben. Ich recherchierte in Telefonbüchern und Verzeichnissen und konnte tatsächlich Clemens Raschke, Jani Büsing, Reinhard Mordek und Kirsten Isele ausfindig machen. Leider hatte Fr. Vogel, wie Kirsten Isele mittlerweile hieß, keinerlei Interesse. Reinhard "Remo" Mordek erwischte ich auf seinem Handy an der Bushaltestelle und Clemens Raschke schwelgte in Selbstbeweihräucherung. Einzig Jani Büsing zeigte sich gewillt und gerne bereit, sich meinen Fragen zu stellen.

Kurt Rebischke und Hartmut Huff schienen verschollen. Die Entstehung eines wunderbaren, freundschaftlichen Kontakts zu Marlies Gerson, die für Williams die Titelbilder überarbeitete, letterte und die Zeichnungen für meine heißgeliebten Marvel Superbände gefertigt hatte, sollte allerdings noch etwas dauern.

Teil 5
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