Samstag, 16. Februar 2019

Wie alles begann… Hit Comics über alles

Teil 31 - Objektivismus
Spider-Man Zeichner Steve Ditko war ein Anhänger des Objektivismus, einer Einteilung in Schwarz und Weiß bzw. Gut und Böse usw.  Während ich diese Lebenseinstellung nicht teilen kann, bin ich doch vernarrt in die klassischen Hit Comics des Bildschriftenverlags. Über 151 Ausgaben plus je ein Heft von Captain Marvel, Die Fantastischen Vier, Die Rächer und Die Spinne mit schwarzweißem Inhalt erschienen zwischen 1966 und 1970. Während in den Sprechblasen oft Mumpitz stand, waren die Zeichnungen beeindruckend. Comic-Künstler wie Gene Colan, John Romita sr., John Buscema, Steve Ditko und vor allem Jack Kirby präsentierten ihre Werke in voller Blüte.

Zwar gab es übertriebene Retuschen, wenn z.B. zusammen mit den Sprechblasentexten auch die Brust-4 der Fantastischen Vier entfernt wurde oder die Seitenzahlen und Soundwords, aber es wurden keine Sprechblasen vergrößert, wie es später bei Williams oft der Fall war. Auch die Druckvorlagen hatten meist eine bessere Qualität als Jahre später, wenn die gleichen Geschichten erneut zum Abdruck kamen.


Das verwendete Papier sog die schwarze Druckfarbe so in sich auf, dass die Strichstärke einen wunderbaren Kontrast zum Hintergrund bildete. Wie schwach sind da die restaurierten Sachen, die Marvel USA mit vorhandenen Mitteln reproduziert hat und dies immer noch tut. Vince Collettas Tuschezeichnungen bei Thor oder Sub-Mariner sind da ein gutes, schlechtes Beispiel. Er neigte dazu, dünne Tuschefedern zu verwenden, was häufig zu fehlenden oder abgerissenen Linien in den Nachdrucken führt. Farbe kann das nicht ausgleichen.


War für mich als junger Leser die Entdeckung der Williams-Marvels eine Freude gewesen, so hauten mich die schwarzweißen Hit Comics vollends vom Hocker. Früher war alles besser, sagt man. Meiner Empfindung nach ja. Denn aufgewachsen bin ich nicht im Golden Age oder Silver Age der Comics, sondern im Zeitalter des Condor Verlags, welches manche Marvel-Fans zynisch als "Dark Age" der Comics bezeichnen. Rückblickend war Condor nicht so schlecht, aber verglichen mit seinen Vorgängern qualitativ ein deutlicher Abfall, was Übersetzungsleistung und Präsentation anbelangt.

Im Comic Guide-Forum forderte ein Mitglied einmal einen kompletten Nachdruck aller Hit Comics. Wie geil wäre das? Denn die Originale sind zum Teil nicht nur schweineteuer, sondern auch reichlich vergilbt. Nach über einem halben Jahrhundert ist das säurehaltige Papier meist bräunlich durchfärbt, so dass der ursprüngliche Kontrast gelitten hat. Der Flair der ersten deutschsprachigen Marvel Comics bleibt dennoch unerreicht. Eine Reproduktion der ganzen Serie gleicht einer Lebensaufgabe. Der Gesamtumfang ist einfach zu groß. Zudem würden mich die falsche Chronologie und die Lücken darin stören.


Auch die Leimung  der Hit Comics ab Nr. 60 erschwert eine Reproduktion. Es ist kaum möglich, alle Comicseiten zu digitalisieren ohne dabei die Hefte zu zerstören. Knapp 9000 schwarzweiße Seiten, die der bsv in den ersten fünf Jahren veröffentlichte, sind dann doch eine große Hürde. Ein Komplett-Nachdruck wäre dennoch ein Traum.

Teil 32
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