Donnerstag, 26. Juni 2025

Der weiße Schwarze Panther


Immer wieder kommt es vor, dass Comics oder deren Titelbilder falsch koloriert werden. Ein besonderes Kuriosum dieser Art ist "der weiße Schwarze Panther" aus Mexiko. Für das Cover von Los Cuatro Fantasticos No. 50 aus dem Jahr 1981 wurde eine frühere Version als die im Juli 1966 in den USA verwendete benutzt. Diese zeigt die Maske des Panthers offen, wie bei Captain America oder Daredevil.

Black Panther hatte seinen Erstauftritt in Fantastic Four #52. Das Covermotiv wurde vor Erscheinen zweimal geändert. Vermutlich, um es spannender zu machen, änderten die Verantwortlichen die offene Maske des Panthers in eine geschlossene. Dadurch war nicht erkenntlich, dass der Mensch im Panther-Kostüm eine dunkle Hautfarbe hat. Immer wieder schickte Marvel USA für die Ausgaben im Ausland ältere Coverversionen an die Lizenzverlage. Darunter auch die für den deutschen Williams Verlag.


Die Fantastischen Vier Nr. 48 zeigt die Fassung mit der offenen Maske. Beim Bildschriftenverlag in Hit Comics Nr. 14 von 1967 war es noch die US-Variante. Wie auch bei den Landesversionen in Holland, Schweden und Dänemark, die zusammen mit der deutschen Erstveröffentlichung im Verbund gedruckt wurden. Kurioserweise erschien nahezu parallel die mexikanische Variante des Verlags La Prensa bereits mit der offenen Maske.


Wie dem auch sei, jedenfalls kam das Motiv im Jahr 1981 wieder zum Vorschein. Die Koloristen hatten eventuell keine Vorgabe, oder sich den Inhalt nicht angeschaut. Denn der sichtbare Teil des Gesichts des Black Panthers wurde "bleich" eingefärbt. Dies macht Los Cuatro Fantasticos No. 50 zu einem weltweiten, in der Sammlerszene nicht mehr ganz billigen, Unikat.


Dienstag, 17. Juni 2025

MARVEL ORIGINS - Captain America 1-3


"Cap" ist eine heikle Figur, US-Patriot, Nazi-Verfolger und anti-deutsch. Als Mitglied der Avengers auch hierzulande gerne gesehen, als Kämpfer gegen böse Deutsche wie Baron Zemo oder Red Skull eher nicht. Klar, unsere Bevölkerung hat die Vergangenheit hinter sich gelassen, doch Stan Lee und Jack Kirby ritten noch lange in Tales Of Suspense, wo Captain Americas Abenteuer nach dem Relaunch ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre liefen, darauf herum. Teilweise wurden alte Abenteuer aus dem Zweiten Weltkrieg reflektiert, doch der Hauptteil spielt tatsächlich in der damaligen Gegenwart.

Kein Wunder, dass Verlage wie Williams, der Bildschriftenverlag und selbst Panini/Marvel Deutschland nur selten oder fast schon zufällig einzelne klassische Geschichten sporadisch veröffentlichten. Erst Condor widmete Cap von 1988 bis 1996 eine sechsundzwanzigbändige Taschenbuch-Reihe. Die Stories stammten allerdings aus seinerzeit relativ aktuellen Nummern ab Captain America #305.

Mit Marvel Origins 25, 37 und 48 von Hachette liegen nun erstmals Caps Abenteuer aus Tales To Astonish # 59-88 komplett vor. Bereits mit Bd. 37 (Captain America 2) schloss sich der Kreis zur ersten in Deutschland veröffentlichten Geschichte in Hit Comics 14, 16 und 18 von 1967. Mit Bd. 48 sind erstmals auch Abenteuer nach "Batrocs Blitzkrieg" (ToS #85) aus dem 1976 bei Williams erschienenen Kung Fu Taschenbuch Nr. 3 erhältlich.

Inhaltlich mögen die Frühwerke vielleicht banal sein. Doch sie zeigen die Geschichte Captain Americas in den 1960er Jahren in den US-Marvel Comics und sind damit ein Stück Zeitgeschichte, geprägt vom damaligen Zeitgeist und Verständnis von Stan Lee und Jack Kirby sowie der amerikanischen Bevölkerung. Und damit ein Muss für alle Fans des "Marvel Age of Comics" der 1960er und frühen 1970er Jahre.

Leider kommt auch Hachette bei NS-Symbolen nicht um Retuschen herum. Denn diese dürfen nur im geschichtshistorischen oder satirischen Kontext dargestellt werden. Im Falle von Captain America ist es aber fiktional und trifft auf die beiden anderen Möglichkeiten nicht zu. Deshalb sieht man in Marvel Origins 25 einen Haufen "Fensterchen" und in den beiden anderen Bänden "leere" Armbinden. Das mag zwar schade sein, weil es die Originale verfälscht, der Inhalt bleibt jedoch derselbe.

Ich empfinde ToS #59-88 als kurzweiliges Lesevergnügen und freue mich darüber, dass Caps Abenteuer nach fast sechzig Jahren nach ihrem Start beim Bildschriftenverlag endlich inhaltlich lückenlos in deutscher Sprache vorliegen. Möge Cap seine nationalsozialistisch geprägten Gegner alle besiegen!


Zu den Veröffentlichungen vor Marvel Origins geht es hier:

https://dassagtenuff.blogspot.com/2019/04/die-captain-america-anthologie.html



Samstag, 7. Juni 2025

FANTASTIC FOUR - Marvels Superheldenfamilie

Die Fantastic Four-Anthologie


Ich mag Paninis schwarze Anthologie-Reihe sehr. Denn dort erscheinen immer wieder Highlights, die anderswo nie oder nur selten abgedruckt wurden. Im Fall der Fantastic Four-Anthologie ist mein Favorit ganz klar die klassische Story aus Fantastic Four Annual #6 von 1961, die es auf Deutsch bislang nur im unhandlichen und teuren Schwerstformat in der "Stan Lee Treasury Edition" von 2018 gab. Da der Band beim Verlag zudem ultraschnell vergriffen war, schnellten die Preise in schiere Höhen. Die Ereignisse spielen zwischen Fantastic Four #80 und #81 (bei Williams Die Fantastischen Vier Nr. 76 und 77 oder Hit Comics Nr. 93 und 97 des Bildschriftenverlags).

Für Einsteiger gibt es - zum mindestens siebten Mal - FF# 1 in der dt. Übersetzung aus Marvel Klassik von 1998. Mit bsv, Williams, Condor und Hachette liegt die Origin damit knapp ein Dutzend Mal in deutscher Sprache vor. Es folgt die Herkunft des Dr. Doom aus Fantastic Four Annual #2 und "Die Schlacht der Giganten" aus Fantastic Four #112 mit dem Hulk im Kampf gegen Das Ding, wunderbar in Szene gesetzt von John Buscema. Zum ersten Mal bei Panini in einer Neuübersetzung, zuvor erhältlich als Hit Comics – Die Fantastischen Vier Nr. 237 und bei Williams als Die Fantastischen Vier Nr. 108.

Mit Fantastic Four #200, 232, 245 und 262 taucht die Anthologie in die Phase von Keith Pollard und John Byrne ein, mit der ich nicht allzu viel anfangen kann. Trotz Innovationen ist das einfach nicht meins. Dennoch ist zumindest FF #200 eine dt. Erstveröffentlichung und FF #262 gab es bei Condor nur im Taschenbuchformat. Die beiden anderen Geschichten brachte Panini in der Vergangenheit in den Marvel Exklusiv-Bänden.

Es neuzeitlicher Bonus folgen das erste Heroes Reborn - Fantastic Four von 1992 sowie Fantastic Four #60 von 2002, das Wedding Special von 2006 und zu guter Letzt Fantastic Four #587 aus dem Jahr 2011.

Insgesamt ist die Fantastic Four-Anthologie wieder eine Runde Sache und ihren Preis von 35 EUR allemal wert. Ein bisschen schade ist, dass die Cover nur im Kleinformat abgedruckt werden, aber das ist bei den anderen Panini-Anthologien auch so. Dafür gibt es ein paar Liner Notes zum Einstieg in jedes der abgedruckten Abenteuer. Damit kann ich gut leben und freue mich über den schönen Zeitvertreib mit dem Vierer Team. Kaufempfehlung? Auf alle Fälle!

Montag, 17. Juni 2024

Harte Nüsse: EKS Almanah broj 79 - Daredevil #36

EKS Almanah war ein in Serbien gedrucktes Magazin, dessen Inhalt ein Sammelsurium aller möglichen Comic-Serien beinhaltete. Neben franko-belgischen Material aus dem Hause Dupuis erschienen regelmäßig auch DCs Superman und Batman. Später kamen Spider-Man und Shang Chi aus dem Hause Marvel hinzu. Zwischen 1975 und 1989 wurden weit mehr als fünfhundert Ausgaben veröffentlicht. Anfangs vollfarbig, doch schon bald innen schwarzweiß, sah man die Helden oftmals in seltsamen Farben auf den Titelbildern aus Ex-Jugoslawien.

So auch Daredevil bei seinem Auftritt in EKS Almanah Nr. 79. Wie schon in den 1960er Jahren innerhalb der Reihe Lale Strip, verpasste ihm der Verlag Dečje novine ein babyblaues Kostüm. Das EKS Almanah-Heft mit Daredevil #36 taucht nur sehr selten auf.


Harte Nüsse: Organic Gardening April 1993

Als "Aprilscherz" veröffentlichte das Heimgarten-Magazin Organic Gardening anno 1993 eine besondere Ausgabe mit einem Hommage-Cover nach Jack Kirbys Fantastic Four #1. Al Milgrom und Ron Frenz lieferten ein Titelbild, bei dem das Heldenteam gegen das Monster aus der Erde kämpfte, sich gleichzeitig aber Sorgen um die Anpflanzung verschiedener Gartengemüse machte. Das Heft ist nicht einfach zu bekommen.


Freitag, 31. Mai 2024

Daredevil #7 im gelben Kostüm?

Wo liegt die Erklärung? Während in Deutschland, Italien und Holland DD von Anfang an im roten Dress gekleidet daherkam, blieb er in Skandinavien wie im US-Original zunächst gelb. Daredevil #7 führte die seinerzeit neue rote Bekleidung des Teufelskerls ein. In Schweden hatte Centerförlaget die chronologische Reihenfolge nicht eingehalten und brachte nach zwei Heften im Jahr 1966 als Nr. 1/1967 Daredevil im gelben Dress gegen Namor den Sub-Mariner. Dieses Heft diente dem dänischen Verlag Interpresse als Vorlage für seine Nr. 8.

Allerdings hatte man davon Wind bekommen, dass der I.K. Verlag (Illustrerede Klassikere) seinen Druckverbund der Hit Comics ausweitete und Spider-Man und Co. auch in Dänemark verkaufen wollte. Deshalb wurden Daredevil #16 und 17 mit Gaststar "Edderkoppen" als dänische Dæmonen Nr. 5 und 6 rasch vorgezogen. Dadurch lief einiges aus dem Ruder. Am Ende erschien DD #7 als dänische Nr. 8 mit Daredevil im besagten gelben Kostüm.

Diese kleine Sensation und die deutlich kleinere Druckauflage machen das dänische Heft für die internationalen Comic-Jäger und Sammler besonders interessant. Dagegen sind die Pendants aus anderen Ländern wie Holland schon fast langweilig.


Donnerstag, 30. Mai 2024

Woher stammt das Titelbild von DIE FANTASTISCHEN VIER Nr. 1 ?

Es existiert eine Bleistiftzeichnung von John Romita sr., welche Marvel USA offensichtlich nicht verwendet hat. Anno 1973 war Medusa Teil des FV-Teams während Susan Storm eine mehrmonatige Pause einlegte (in Condor FV Taschenbuch Nr. 5 oder im FV-Panini-Schuber nachzulesen). Eventuell handelt es sich auch um eine verworfene Skizze für die Marvel Treasury Edition #2. Wegen der Nachdrucke im Inhalt passte Medusa ebenso wenig aufs Cover wie bei der deutschen Ausgabe. Deshalb wurde sie durch Sue von Fantastic Four #67 (gezeichnet von Jack Kirby) ersetzt.

Im Januar 1974 erschien der erste Teil von Fantastic Four #1 mit dem oben beschriebenen Covermotiv bei Williams als FV Nr. 1. Pencils: John Romita sr., Inks: unbekannt. Das Lettering stammt von Chefredakteur Remos Frau Ursula Mordek. Allerdings dürften die Tuschezeichnungen eher nicht oder nur zum Teil von ihr stammen, da die Fackel einfach zu professionell aussieht. Für die Verlagswerbung, z.B. in Form von Postern, bildete der Williams Verlag stets das Motiv von FV Nr. 2 ab, welches dem Original Fantastic Four #1 entspricht.

Interessant ist, dass vier Jahre später für die skandinavischen Erstausgaben dasselbe Titelbild verwendet wurde. Die Hefte für Schweden, Norwegen und Dänemark wurden gemeinsam gedruckt und nur der schwarze Druckfilm für das jeweilige Land angepasst. In Dänemark findet man häufig beschnittene Exemplare, die zusammen mit Edderkoppen Nr. 1 (d.i. Spider-Man) als Sammelbände mit neuem Umschlag verkauft wurden.

Mehr zu Die Fantastischen Vier Nr. 1

https://dassagtenuff.blogspot.com/2021/01/zweimal-gleich-ist-nicht-dasselbe.html